Gestern haben wir es endlich mal geschafft die Insel Håkøya zu besuchen. Obwohl ich regelmäßig auf der 330 Meter langen Brücke nach Håkøya angeln gehe, habe ich bisher keinen Fuß auf die Insel gesetzt. Gestern sind wir dann mal mit dem Auto auf die Insel gefahren und haben die Stelle besucht, an der die Tirpitz in Norwegen untergegangen ist.

Die Tirpitz war das letzte deutsche Schlachtschiff aus dem zweiten Weltkrieg und wurde am 12. November 1994 in der Nähe von Tromsø vor der Insel Håkøya versenkt. Das Schiff war bereits vorher angegriffen worden und nicht mehr seetauglich. Hitler hatte die Verlegung nach Tromsø befohlen, um das Schlachtschiff dort im Stile einer Stationärbatterie bei einem Angriff der Allierten einsetzen zu können. Leider befand sich die Tirpitz damit auch in Reihweite der britischen Lancaster Bomber. Als ich im Januar 2011 das erste Mal nach Tromsø zu meinem Vorstellungsgespräch geflogen bin, hatte ich das Glück im Flugzeug neben zwei Zeitzeugen zu sitzen. Da Britt und Hermann Alpers lange in der Schweiz gelebt haben, konnten wir uns sogar auf Deutsch unterhalten. Beide erinnerten sich noch daran, wie die Tirpitz im November 1944 lange vor Håkoya vor Anker gelegen hatte. In der Nacht des Bombenangriffs, konnte man das brennende Schiff von der Insel Tromsøya - die Insel die der Stadt Tromsø ihren Namen gegeben hat - gut beobachten. Man geht davon aus, dass bis zu 1.000 deutsche Seeleute in dieser Nacht ums Leben gekommen sind.


Heute ist davon nicht mehr viel zu erkennen. Von Tromsø aus fahrt ihr mit dem Auto über die Brücke, die im Westen der Insel liegt und Tromsø mit Kvaløya verbindet. Die Brücke liegt direkt in der Nähe des Flughafens. Direkt nach der Brücke kommt ihr in einen Kreisverkehr, in dem man sich schräg links halten muss. Dieser Straße einfach immer weiter folgen. Irgendwann nach zirka 10 km kommt ihr nach Eidkjosen. Dort folgt ihr der Straße 858 weiter nach links. Biegt nicht zusammen mit der 862 rechts in Richtung Sommerøy und Tromvik ab. Zirka 500 Meter nach dem sich die Straße geteilt hat, geht es an einer Bushaltestelle links ab zur Brücke nach Håkøya. Dort steht auch ein Wegweiser, man kann es also nicht verpassen. Folgt nun einfach der Straße, zunächst über die angesprochene Brücke, dann entlang der Küste. Nach einigen Kilometern seht ihr am linken Straßenrand ein unscheinbares Hinweisschild auf dem "Tirpitz-Monumentet" steht. Gegenüber auf der anderen Straßenseite steht eine ältere, rote Scheune. Dort könnt ihr das Auto abstellen.


Dort befindet sich dann auch die Gedenktafel, die an den Untergang der Tirpitz erinnert. Die Tafel ist aus einer Stahlplatte des Schlachtschiffes hergestellt und hat im Laufe der fast 60 Jahre eine gute Menge Rost angesetzt. Ich empfehle euch, bei eurem Besuch vor nach Ebbe und Flut zu schauen. Wenn ihr während der Ebbe hier seit, könnt ihr noch die Aufbauten der Vorrichtung erkennen, die nach dem Krieg dazu benutzt wurde, um die im gekenterte Tirpitz zu demontieren. Bei extrem niedrigen Wasser kann man sogar noch Wrackteile aus dem Wasser ragen sehen. In der Nähe der Gedenktafel befinden sich auch noch einige Bombentrichter. Dazu müsst ihr von der Tafel aus runter zum Wasser laufen. Ein Bombentrichter liegt auf dem Land, ein weiterer einige Meter im Wasser. Schade, dass man das Schlachtschiff damals nicht einfach liegen gelassen hat. Damit hätte Tromsø heute eine Attraktion mehr, die sicher viele Besucher aus der ganzen Welt angelockt hätte. So bleibt diesen heute nur der Besuch im Tromsø Forsvarsmuseum, welches auf dem Festland liegt. Dort gibt es eine kleine Sonderausstellung zur Tirpitz (ich war selbst noch nicht da). Man kann dort einige Fundstücke von der Tirpitz anschauen und sich über die Bergungsarbeiten informieren. Das "offizielle" Tirpitz Museum in Norwegen befindet sich allerdings in Alta, zirka 4 Autostunden von Tromsø entfernt.


Im letzten Blogeintrag hatte ich darüber geschrieben das es sinnvoll ist, alle Touren auf Spitzbergen im voraus zu buchen. Für unseren zweiten Tag auf Svalbard hatten wir deshalb ein paar Wochen vorher eine Tour von Spitsbergentravel in die Eishöhle unterhalb des Longyear Gletschers gebucht. Leider bekam ich zirka 5 Tage vor unserem Flug nach Svalbard eine Email in der stand, dass diese Tour nicht mehr durchgeführt werde kann, da es einen Einsturz in der Höhle gegeben hat. Ziemlich blöd, aber was will man machen.

Mir blieb also nichts weiter übrig, als mich an der Rezeption im Svalbard Hotel nach unserer Ankunft über Alternativen zu informieren. Wie gesagt, einen kompletten Tag ausschließlich in Longyearbyen verbringen kann etwas langweilig werden, da es eine sehr kleine Stadt ist. Es gibt jedoch ein sehr schönes Museum (mehr dazu am Ende).

Überraschenderweise fand ich in den Auslagen an der Rezeption im Hotel eine weitere Höhlentour. Diese Tour wird von Wildlife Expeditions durchgeführt. Die Eishöhle liegt unter dem Lars-Gletscher. Das ist der Nachbar Gletscher des Longyear Gletschers. Da diese Eishöhle weiter oben liegt, war sie auch im Mai noch nicht eingestürzt und begehbar. Im Gegensatz zu Spitsbergentravel fährt Wildlife Expeditions die Teilnehmer auch nicht mit einem Schneeraupen Fahrzeug an den Höhleneingang. Jeder muss selbst zur Höhle wandern. Wir waren begeistert und wollten diese Tour unbedingt buchen. Die nette Dame von der Rezeption rief direkt beim Guide von Wildlife Expeditions an und fragte ob die Tour stattfinden könnte. Obwohl wir die einzigen Interessenten waren, sagte der Guide zu und wir verabredeten uns für den nächsten Morgen um 9:00 Uhr. Diese Höhlentour ist offensichtlich weniger populär, da viele Touristen nicht so gerne wandern wollen.


Trotzdem die Dauer des Ausflugs mit 5 Stunden mehr als doppelt so lang ist, wie die der Spitsbergentravel Tour (2 Stunden), war der Preis nur unwesentlich höher. 730 NOK statt 575 NOK pro Person kostet der Trip. Am nächsten Tag wurden wir pünktlich um 9:00 Uhr am Hotel abgeholt. Unser Guide kam aus Frankreich und hieß Samuel Duc. Mit dabei hatte er seinen Hund Djénoun. Obwohl er ein Gewehr auf den Rücken geschnallt hatte, fand ich es gut, dass wir noch einen Hund dabei hatten. Immerhin ist man da oben auf dem Gletscher ganz alleine in der Natur. Jederzeit kann ein Eisbär um die Ecke kommen. Die Chancen dafür, sind in der Gegend von Longyearbyen aber eher gering.

Nachdem wir das Auto am Ende von Nybyen abgestellt hatten, wurde die Ausrüstung verteilt. Es gab Schneeschuhe, Skistöcke, Helm, Stirnlampe, heißes Wasser und Verpflegungsbeutel. Danach begann der Aufstieg in Richtung Lars Gletscher. Im Winter ist der Gletscher unter einer mehreren Meter dicken Schneeschicht begraben und mit Schneeschuhen relativ einfach zu bewandern. Ich hatte den Fehler gemacht, mir eine normale Winterjacke aus Daunen anzuziehen. Bereits nach 10 Minuten war ich komplett durchgeschwitzt. Glücklicherweise hatte ich unter der Jacke ordentliche Wanderbekleidung an. Ein atmungsaktives Sportshirt und einen Fleece Sweater. Die Winterjacke wurde abgelegt und über den Rucksack gehängt. Wir hatten das Glück im vollen Sonnenschein zu laufen. Es war auch im Sweater bei Minusgraden noch angenehm warm. Wenn die Sonne nicht scheint oder es sehr kalt ist, benötigt man aber eine richtige Wanderjacke (Softshell).


Die Aussicht war gigantisch! Man wandert direkt auf dem Larsgletscher nach oben und hat rechts und links hohe Berge, z.B. den Sarkofagen der knapp 600 m hoch ist. Der Weg ist hier auf jeden Fall auch das Ziel. Nach zirka 2 Stunden erreichten wir den Einstieg in die Eishöhle. Mehr als ein kleines Loch war nicht zu erkennen. Unvorstellbar das sich darunter ein provisorisches Iglu und der Eingang in ein unterirdisches Reich aus Eis befinden sollten. Wir ließen unsere Rucksäcke und uns selbst hinabgleiten, um nach zirka 3 Metern im Iglu anzukommen. Djénoun hatten wir neben dem Eingang festgebunden. Keine glückliche Entscheidung falls ein Eisbär vorbeischauen sollte, aber es gab keine Alternative. Nachdem wir einen Kaffee getrunken hatten, begann der Abstieg in die Eishöhle. Die Höhle ist eher nichts für Menschen mit Höhen- oder Platzangst. Mein Arbeitskollege hatte bereits nach wenigen Metern den Entschluss gefasst umzukehren, so dass wir nur noch zu zweit weitergingen. Im und unterhalb des Gletschers ist es wirklich beeindruckend. Die Wände bestehen aus Eis oder aus mit Eis überzogenem Fels. Teilweise war es sehr eng und niedrig und wir mussten uns kriechend fortbewegen. Der Aufenthalt im Inneren der Höhle dauerte etwa 45 Minuten. Es gibt mehr oder weniger nur einen Hauptgang, dem man folgen muss. Dieser endet dann in einer Sackgasse und man geht den gleichen Gang zurück. Verlaufen ist unmöglich. Unschön wäre es allerdings, wenn das Licht der Stirnlampen ausfallen sollte. Es ist komplett dunkel dort unten.


Nach dem Aufstieg zurück ins Iglu wurde erstmal ein kleines Mittag eingenommen und allerlei Geschichten über Svalbard ausgetauscht. Samuel arbeitet seit mehreren Jahren als Guide auf Spitzbergen, hauptsächlich im Sommer. 2012 war sein erstes Jahr, in dem er auch den Winter über in Longyearbyen geblieben ist. Normalerweise betreut er mehrtägige Ausflüge, für die Wildlife Expeditions ja bekannt ist. Im Sommer kann man zum Beispiel Touren mit dem Kanu machen und Nachts im Zelt schlafen. Die Wahrscheinlichkeit auf Eisbären zu treffen, ist im Sommer sogar noch höher als im Winter. Dann gibt es nämlich kein Fjordeis mehr und deshalb weniger Fläche für die rund 3000 Eisbären auf Svalbard. In der Regel werden die Teilnehmer mehrtägiger Ausflüge Nachts zur Eisbärenwache eingeteilt.

Der Abstieg vom Larsgletscher war nach der Anstrengung des Aufstiegs willkommen einfach und schnell. Ein Teil der Strecke kann man einfach auf dem Hintern rutschen. Ich wünschte ich hätte mein Snowboard mit dabei gehabt. Vom Eingang der Höhle zurück nach Nybyen wären es dann nur zirka 5 bis 10 Minuten gewesen. Alles in allem hat mir diese Höhlentour mit Wildlife Expeditions sogar noch mehr Spaß gemacht, als die Fahrt mit dem Schneescooter einen Tag vorher. Sam und Djénoun waren zwei echt tolle Führer und ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder eine Tour mit beiden machen kann.


Abschließend noch ein paar Informationen zum Svalbard Museum. Das Museum befindet sich hinter dem Radisson Blu Hotel in dem rot-braunen Gebäude der Universität. Es ist nicht besonders groß aber sehr informativ und schön gestaltet. Etwa eine Stunde kann man für den Besuch einplanen. Gezeigt wird vor allem die Entdeckung und die Geschichte Svalbards sowie die Flora und Fauna. Ein Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit dem Bergbau und dem Svalbard Global Seed Vault. Schade fand ich, dass über einige Themen gar nichts zu sehen war. Nicht ein Wort wurde verloren über die Rolle Svalbards im Zweiten Weltkrieg oder den Flugzeugabsturz im Operafjellet von 1996.


In Longyearbyen selbst, gibt es leider nicht sehr viel zum Anschauen. An einem halben Tag hat man mehr oder weniger alles gesehen. Es ist deshalb empfehlenswert, sich vorher für jeden Tag verschiedene Touren zu suchen, so dass einem nicht langweilig wird. An unserem ersten Tag auf Spitzbergen hatten wir uns für eine Tagestour mit dem Schneemobil entschieden. Obwohl das bereits mein fünftes Jahr in Skandinavien ist, bin ich noch nie Schneescooter gefahren. Es gibt in Longyearbyen verschiedene Anbieter für Schneescooter Touren. Im Internet stößt man schnell auf den Anbieter Spitsbergentravel. Dort haben wir auch unseren Ausflug gebucht. Etwas unbekannterer ist der Anbieter Scooterutleie, der ungefähr die gleichen Touren wie Spitsbergentravel anbietet. Preislich nehmen sich die beiden eigentlich nichts. Gefühlt würde ich sagen, dass die Gruppen bei Spitsbergentravel etwas kleiner sind. Der dritte Anbieter Wildlife Expeditions bietet ebenfalls geführte Schneescooter Touren. Die Ausflüge von Wildlife Expeditions sind aber in der Regel mehrtägig und mit Übernachtung.

Da die Tour ins russische Barentsburg bereits ausgebucht war, entschieden wir uns den Ausflug nach Tempelfjord zu machen. Diese Tour ist zirka 110 km lang und dauert ungefähr 8 Stunden. Kosten 2.090 NOK für den Fahrer und 1.290 NOK für den Beifahrer. Falls ihr zu zweit unterwegs seit wie wir, würde ich euch immer empfehlen als Fahrer und Beifahrer zu fahren. Erstens ist es billiger. Zweitens könnt ihr bei jedem Stopp wechseln, so dass jeder einmal mit Fahren dran kommt. Drittens kann man als Beifahrer die wunderschöne Landschaft während der Fahrt mehr genießen. Außerdem ist die Fahrt für Ungeübte extrem anstrengend. Das ständige Halten des Gashebels geht nach einer Weile zwangsläufig auf den Daumen. Da die meisten Schneemobile keine Servolenkung besitzen, ist beim Steuern Armkraft gefordert. Ich war wirklich froh, nur jede zweite Etappe fahren zu müssen.


Unsere Gruppe nach Tempelfjord bestand aus 7 Leuten, einem Guide und 7 Schneescootern. Die ideale Zeit für solche Touren auf Svalbard ist von Mitte März bis Anfang Mai. Im Januar und Februar herrscht Polarnacht. Dann sind zwar die Bedingungen super, die Lichtverhältnisse aber leider nicht. Ab Mitte Mai, wenn die Temperaturen über den Gefrierpunkt steigen, werden die Schneeverhältnisse schwierig. Da die Ausflüge mit dem Schneemobil begehrt sind, empfehle ich euch schon lange vorher über Internet zu buchen. Spitsbergentravel holt alle Teilnehmer von ihrem Hotel ab. Unser Trip startete um 8:45 Uhr am Svalbard Hotel. Zunächst wird man zum Spitsbergentravel „Hauptquartier“ gefahren, wo man eine kleine Einweisung und die Ausrüstung erhält. Jeder Gast erhält einen dicken Overall, Stiefel, Handschuhe und einen Helm. Man muss sich eigentlich nicht extra dick anziehen, da man mit diesen Sachen sehr gut geschützt ist.

Lustigerweise hatte unsere Gruppe einen deutschen Guide. Heiko Kuhr aus Rostock, der schon seit vielen Jahren als Guide auf Svalbard arbeitet. Falls ihr einen Ausflug bei Spitsbergentravel bucht und nicht so gut Englisch sprechen könnt, würde ich vorher nach Heikos Touren fragen und dann dort mitmachen. Nach der letzten Einführung in die Handhabung des Schneescooters ging es dann auch schon los. Achtung! Alle Fahrer wurden vorher von der Polizei gebeten einen Alkoholtest (Pusten) zu machen. Man sollte am Abend vorher nicht unbedingt lange feiern.


In einer Schneescooter Gruppe fährt man normalerweise hintereinander. Der Guide fährt vorne weg. Dahinter folgen alle anderen Scooter, idealerweise im Abstand von 20 bis 30 Metern. Die Geschwindigkeit liegt je nach Gelände zwischen 30 und 60 km/h. Unsere Route ging zunächst durch das Adventvalley, entlang der alten Förderstrecke für den Kohleabbau, die inzwischen nicht mehr genutzt wird. Da die gesamte Förderstrecke zum norwegischen Kulturerbe erklärt wurde, muss die Anlage nicht abgebaut werden. Inzwischen ist nur noch eine Mine in der Nähe von Longyearbyen im Betrieb, die Mine 7. Die Kohle dort ist wegen des hohen Reinheitsgrades sehr hochwertig. Mit LKWs wird die abgebaute Kohle von der Mine 7 nach Longyearbyen zur weiteren Verladung gefahren. Etwa ein Drittel der Kohle wird für das Kraftwerk in Longyearbyen verwendet. Wegen der besonderen Qualität kann man sagen, dass hier schwarzes Gold verbrannt wird um Strom zu erzeugen.

Unser Ausflug ging weiter in Richtung Eskervalley, vorbei am Operafjellet wo 1996 das schwere Flugzeugunglück passiert ist. Damals ist eine russische Charter Maschine beim Anflug auf Longyearbyen an einem Felsvorsprung zerschellt. Nur 20 Meter höher und das Flugzeug wäre knapp über den Gipfel gekommen. Das Unglück war einer der Gründe, warum die Siedlung Pyramiden von der russischen Bergbaugesellschaft aufgegeben wurde und zur Geisterstadt verkam. Das Unglück, bei dem viele norwegische Bergleute freiwillig als Helfer aktiv waren, festigte aber die Beziehungen zwischen Russen und Norwegern - nur wenige Jahre nach Ende des kalten Krieges.

Nach weiteren Stopps auf dem Weg in Richtung Tempelfjord kamen wir in das Sassenvalley. Ein weites Tal, an dessen Ende man bereits die beeindruckende Steilküste von Tempelfjord sehen kann. Dort kamen wir nach rund 3 Stunden Fahrzeit an. Direkt am Fjord stehen einige alte Jagdhütten, an einer Stelle die als Fredheim bekannt geworden ist. Dort lebte und jagte einer der bekanntesten Trapper Norwegens, Hilmar Nøis, der als König von Sassenvalley bekannt wurde. Hilmar war zweimal verheiratet und lebte mit beiden Ehefrauen viele Jahre in Fredheim. Heiko kannte viele gute Geschichten, die bei einem leckeren Mittag mit Turmat erzählt wurden. Danach ging es abschließend mit dem Schneemobil auf eine kleine Anhöhe, von der aus man den kompletten Fjord überblicken konnte. In der Ferne konnte man den Von Post Gletscher sehen, wo sich letztes Jahr der tödliche Eisbären Unfall geschehen ist.

Eisbären haben wir übrigens auf unserer Tour gar nicht gesehen. Meistens halten sich die Eisbären in der Nähe von Treibeis auf, da hier die Chance zur erfolgreichen Robbenjagd größer ist. Treibeis findet man regelmäßig an der Ostküste von Spitzbergen. Genau dorthin bietet Spitsbergentravel auch eine Schneemobil Tour an. Diese Tour ist allerdings um einiges länger und anstrengender. Die Chance einen Eisbären zu sehen ist jedoch relativ hoch. Nach Aussage von Heiko trifft man in 8 von 10 Fällen auf Eisbären, in sicherer Entfernung versteht sich.

Auch unsere Gruppe war bewaffnet. Das ist Pflicht auf Svalbard. Das Gewehr, welches Heiko dabei hatte, war allerdings im Futteral auf dem Schlitten festgeschnallt. Bei einigen Zwischenstopps, am Rande von kleinen, aufsteigenden Hügeln, bin ich mir aber nicht sicher ob noch Zeit gewesen wäre das Gewehr abzuschnallen, es auszupacken und einen Schuss abzugeben. Wenn ein Eisbär in weniger als 20 Meter Entfernung auf dem Hügel aufgetaucht wäre, hätte ich mich lieber auf die Flucht mit dem Schneemobil entschieden, denke ich.

Nach rund 7 Stunden kamen wir nach einem unvergesslichen Tag um 16 Uhr wieder in Longyearbyen an. Nicht so schön fand ich, dass die Tour knallhart nach Zeitplan durchgezogen wurde. Der Guide fährt immer im hohen Tempo vorne weg. Teilweise ist es schwer bei 60 km/h dran zu bleiben. Einmal ist unser Scooter bei der Fahrt bergauf zur Seite weggerutscht und es war unmöglich von dort die Steigung weiter zu meistern und zur Fahrspur zurückzukehren. Beim Warten auf Heiko, der unser Missgeschick als Vorausfahrer natürlich erst später bemerkt hatte, kippte dann noch ein zweiter Schneescooter seitlich um. Ich denke es wäre sinnvoller, die Touren mit zwei Führern zu begleiten. Dann könnte ein Guide am Anfang und einer am Ende fahren. Alternativ sollte es wenigstens eine Möglichkeit geben, dass man als Teilnehmer dem Führer ein Signal geben kann.

Nicht so schön fand ich außerdem das man in der Tourbeschreibung auf der Webseite etwas übertrieben hatte, und wir über den zugefrorenen Fjord bis an den Von Post Gletscher fahren würden.
We ride up towards the ragged glacier face of the Tuna and Von Post glacier which is frozen in the ice covered sea, and have lunch in Tempelfjorden. 

Vor Tourbeginn wurde uns mitgeteilt, dass der Fjord das ganze Jahr nicht zugefroren sei und wir deshalb nicht bis an den Gletscher fahren können. Ich denke es wäre nett gewesen, dass auch auf der Webseite zu vermerken, immerhin hat die Aussicht einen Gletscher aus der Nähe zu sehen zur Entscheidung für diese Tour beigetragen.

Am letzten Wochenende konnte ich ein weiteres Reiseziel von meiner Wunschliste streichen, welches ich schon seit langem besuchen wollte: Spitzbergen. Eine Kollege und ich waren für ein verlängertes Wochenende in Longyearbyen. Von Tromsø aus kann man relativ problemlos nach Svalbard fliegen. SAS ist aktuell die einzige norwegische Fluggesellschaft, die dort hin fliegt. Es gibt einen täglichen Flug von Oslo und Tromsø nach Longyearbyen. Soweit ich weiß, kommt die SAS Maschine aus Oslo und nimmt dann in Tromsø noch weitere Passagiere an Bord. Die Flugzeit beträgt von Oslo 3 Stunden und von Tromsø 1,5 Stunden.

In Deutschland ist die arktische Inselgruppe Svalbard eher unter dem Namen Spitzbergen bekannt. Der korrekte Name ist jedoch Svalbard, da Spitzbergen lediglich eine (die größte) Insel der Gruppe ist. Obwohl es von Svalbard aus noch zirka 1000 km bis zum Nordpol sind, gibt es nördlich von Spitzbergen keine Orte mehr, in denen ganzjährig Menschen leben. Spitzbergen ist sozusagen die letzte Bastion des Menschen vor dem Nordpol. Die größte Stadt auf Spitzbergen, mit knapp 3000 Einwohnern, ist Longyearbyen. Man sollte Longyearbyen aber nicht mit deutschen Städten gleicher Größe vergleichen. Im Grunde genommen ist Longyearbyen nur eine natürlich gewachsene Ansiedlung von Holzhütten, Baracken und ein paar Häusern. In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, wurde die Stadt fast ausschließlich von Bergleuten, Jägern und Seefahrer bewohnt. Erst mit der Eröffnung des modernen Flughafens 1975 „explodierte“ Longyearbyen und lockt seitdem Touristen, Forscher und Familien an. Es gibt eine sehr hohe Fluktuation. Im Schnitt verbringen die Bewohner Longyearbyens nur 5 Jahre in der Stadt. Mit dem Flugverkehr kamen frische Lebensmittel, Zeitungen usw. nach Spitzbergen. Auch heute noch befinden sich viele Häuser in Longyearbyen im Besitz von Firmen, wie etwa dem Bergbau-Unternehmen Store Norske. Die Häuser werden an Angestellte vermietet, beispielsweise an die Bergleute, die in der Sveagrube südlich von Longyearbyen arbeiten. Die Bergleute arbeiten abwechselnd eine Woche in der Miene und haben dann eine Woche frei. Es ist nicht einfach als Privatperson nach Longyearbyen zu kommen und dort eine Wohnung zu mieten.


In der Nähe von Longyearbyen befindet sich der russische Ort Barentsburg, zirka 2 Stunden mit dem Schneemobil entfernt. Hier leben fast ausschließlich Bergleute aus Russland und der Ukraine. Der Monatslohn ist niedrig. Nur etwa 600 Dollar werden bezahlt. Erst seit ein oder zwei Jahren, versucht Barentsburg sich für den Tourismus zu öffnen. Das einzige Hotel im Ort wurde im letzten Jahr komplett renoviert und wurde uns wärmstens empfohlen. Der Zimmerstandard ist jetzt auf dem Niveau des Radisson Blu Hotels, dem besten Hotel in Longyearbyen.

Etwas weiter nördlich und für Touristen unerreichbar liegt Ny Ålesund. Dieser Ort wird nach der Schließung der Mienen nur noch als Forschungskomplex genutzt. Jede Universität der Welt kann hier auf Nachfrage ein Forschungslabor erhalten und betreiben. Zur Zeit komplett unbewohnt, ist die ehemalige russische Siedlung Pyramiden. Mit der Aufgabe der Bergbautätigkeit wurde Pyramiden 1999 zur Geisterstadt, ist allerdings heute ein beliebtes Ausflugsziel mit dem Boot oder dem Schneemobil.

Unser Trip begann am Freitag mit dem SAS Flug SK4414 um 12:20 von Tromsø. Da Svalbard zwar von Norwegen verwaltet wird aber einen Sonderstatus besitzt, muss man als nicht norwegischer Staatsbürger unbedingt einen Reisepass mitbringen. Das Flugzeug fliegt interessanterweise vom internationalen Terminal in Tromsø ab. Reisende aus oder nach Oslo, müssen das Flugzeug zunächst nach der Landung in Tromsø verlassen und zum internationalen bzw. nationalen Terminal wechseln. Bei der Rückkehr nach Tromsø müssen alle Passagiere durch den Zoll. Da Svalbard zollfrei ist, kann man dort preiswert Alkohol und andere Waren kaufen. Es gelten beim Rückflug jedoch die bekannten Zollbestimmungen für die Einreise nach Norwegen, also aufpassen.

Nach zirka 1,5 Stunden Flugzeit ist man in Longyearbyen. Wir hatten Glück mit dem Wetter und kaum Wolken am Himmel. Bei Anflug auf Spitzbergen kann man bereits Barentsburg sehen. Der Flughafen ist in paar Kilometer außerhalb von Longyearbyen, so dass man mit Bus oder Taxi fahren muss. Busse stehen nach Ankunft des einzigen Flugzeugs des Tages ausreichend bereit. Die 15 minütige Busfahrt kostet 50 NOK pro Person und muss in bar bezahlt werden. Im Flughafengebäude gibt es Geldautomaten, an denen man Bargeld abheben kann. Der Bus fährt alle Hotels in Longyearbyen an. Direkt im Zentrum liegen das Radisson Blu, das Rica Hotel, Basecamp und das Svalbard Hotel. Ich kann das Svalbard Hotel weiterempfehlen, auch wenn es nicht ganz preiswert ist (Ausstieg ist am Basecamp). Die Zimmer sind sehr modern, komplett aus rustikalem Holz gebaut und mit LCD Fernseher und gefliestem Bad ausgestattet. Die beste Zeit, um im Winter nach Longyearbyen zu kommen, ist für mich Anfang Mai. Eigentlich ist April Hochsaison, wenn es noch ordentlich kalt ist und die Sonne wieder zurück ist. Allerdings kostet das Doppelzimmer dann rund 2500 NOK pro Nacht - unbezahlbar. Anfang Mai fällt der Preis dann wieder. Wir haben 1290 NOK pro Nacht im Einzelzimmer bezahlt.

Wer nicht unbedingt im Hotel wohnen muss, kann sich auch im Guesthouse einmieten. Das Guesthouse liegt etwas oberhalb von Longyearbyen, im Ortsteil Nybyen. Dieser Ortsteil wurde nach dem 2.Weltkrieg für Bergleute errichtet, nachdem die Deutschen Longyearbyen zerstört hatten. Nybyen ist leider etwas außerhalb vom Zentrum. Wenn ihr abends in den Pub gehen wollt, müsst ihr einen Fußmarsch von 1-2 km einrechnen. Das Guesthouse wird hauptsächlich von jungen Leuten und Studenten bewohnt und ist deutlich preiswerter.

Einkaufen kann man in Longyearbyen im nördlichsten Coop Supermarkt der Welt. Auch wenn auf Svalbard Steuerfreiheit herrscht, sind Lebensmittel und Getränke etwas teurer als auf dem norwegischen Festland. Alle Waren müssen eingeflogen werden, das kostet. Auf der anderen Seite verdient man auf Svalbard etwas besser. Zirka 35% mehr als in vergleichbaren Anstellungen in Norwegen. Preiswert sind dagegen Bier und Alkohol, die man im Nordpolet (eine Anspielung auf die staatliche Alkoholkette Vinmonopolet) kaufen kann. Allerdings muss man im Nordpolet sein Flugticket oder einen Boarding Nachweis mitbringen, da hier nicht jeder einkaufen darf. Piloten und sonstige Angestellte von SAS dürfen beispielsweise nichts kaufen.

Im Zentrum von Longyearbyen gibt es außerdem genug Möglichkeiten um Essen und Trinken zu gehen. Svalbar ist eine Sportsbar wo Hamburger, Steaks und andere Gerichte serviert werden. Fussball und Eishockey werden live auf Leinwand gezeigt. Wer einen echten Pub sucht, geht ins Karlsberger. Das ist direkt gegenüber vom Coop Supermarkt. Da es hier keine Fenster gibt, kommt hier auch bei Mitternachtssonne um 1 Uhr Nachts noch echtes Pub-Feeling auf. Das Karlsberger wird hauptsächlich von den Einheimischen besucht, z.B. von Bergleuten. Etwas mehr auf Touristen ausgelegt ist das Kroa - ein rustikales Restaurant direkt neben dem Basecamp Hotel. Auch im Radisson Blu gibt es einen Pub, den wir allerdings nicht besucht haben.