In Longyearbyen selbst, gibt es leider nicht sehr viel zum Anschauen. An einem halben Tag hat man mehr oder weniger alles gesehen. Es ist deshalb empfehlenswert, sich vorher für jeden Tag verschiedene Touren zu suchen, so dass einem nicht langweilig wird. An unserem ersten Tag auf Spitzbergen hatten wir uns für eine Tagestour mit dem Schneemobil entschieden. Obwohl das bereits mein fünftes Jahr in Skandinavien ist, bin ich noch nie Schneescooter gefahren. Es gibt in Longyearbyen verschiedene Anbieter für Schneescooter Touren. Im Internet stößt man schnell auf den Anbieter Spitsbergentravel. Dort haben wir auch unseren Ausflug gebucht. Etwas unbekannterer ist der Anbieter Scooterutleie, der ungefähr die gleichen Touren wie Spitsbergentravel anbietet. Preislich nehmen sich die beiden eigentlich nichts. Gefühlt würde ich sagen, dass die Gruppen bei Spitsbergentravel etwas kleiner sind. Der dritte Anbieter Wildlife Expeditions bietet ebenfalls geführte Schneescooter Touren. Die Ausflüge von Wildlife Expeditions sind aber in der Regel mehrtägig und mit Übernachtung.

Da die Tour ins russische Barentsburg bereits ausgebucht war, entschieden wir uns den Ausflug nach Tempelfjord zu machen. Diese Tour ist zirka 110 km lang und dauert ungefähr 8 Stunden. Kosten 2.090 NOK für den Fahrer und 1.290 NOK für den Beifahrer. Falls ihr zu zweit unterwegs seit wie wir, würde ich euch immer empfehlen als Fahrer und Beifahrer zu fahren. Erstens ist es billiger. Zweitens könnt ihr bei jedem Stopp wechseln, so dass jeder einmal mit Fahren dran kommt. Drittens kann man als Beifahrer die wunderschöne Landschaft während der Fahrt mehr genießen. Außerdem ist die Fahrt für Ungeübte extrem anstrengend. Das ständige Halten des Gashebels geht nach einer Weile zwangsläufig auf den Daumen. Da die meisten Schneemobile keine Servolenkung besitzen, ist beim Steuern Armkraft gefordert. Ich war wirklich froh, nur jede zweite Etappe fahren zu müssen.


Unsere Gruppe nach Tempelfjord bestand aus 7 Leuten, einem Guide und 7 Schneescootern. Die ideale Zeit für solche Touren auf Svalbard ist von Mitte März bis Anfang Mai. Im Januar und Februar herrscht Polarnacht. Dann sind zwar die Bedingungen super, die Lichtverhältnisse aber leider nicht. Ab Mitte Mai, wenn die Temperaturen über den Gefrierpunkt steigen, werden die Schneeverhältnisse schwierig. Da die Ausflüge mit dem Schneemobil begehrt sind, empfehle ich euch schon lange vorher über Internet zu buchen. Spitsbergentravel holt alle Teilnehmer von ihrem Hotel ab. Unser Trip startete um 8:45 Uhr am Svalbard Hotel. Zunächst wird man zum Spitsbergentravel „Hauptquartier“ gefahren, wo man eine kleine Einweisung und die Ausrüstung erhält. Jeder Gast erhält einen dicken Overall, Stiefel, Handschuhe und einen Helm. Man muss sich eigentlich nicht extra dick anziehen, da man mit diesen Sachen sehr gut geschützt ist.

Lustigerweise hatte unsere Gruppe einen deutschen Guide. Heiko Kuhr aus Rostock, der schon seit vielen Jahren als Guide auf Svalbard arbeitet. Falls ihr einen Ausflug bei Spitsbergentravel bucht und nicht so gut Englisch sprechen könnt, würde ich vorher nach Heikos Touren fragen und dann dort mitmachen. Nach der letzten Einführung in die Handhabung des Schneescooters ging es dann auch schon los. Achtung! Alle Fahrer wurden vorher von der Polizei gebeten einen Alkoholtest (Pusten) zu machen. Man sollte am Abend vorher nicht unbedingt lange feiern.


In einer Schneescooter Gruppe fährt man normalerweise hintereinander. Der Guide fährt vorne weg. Dahinter folgen alle anderen Scooter, idealerweise im Abstand von 20 bis 30 Metern. Die Geschwindigkeit liegt je nach Gelände zwischen 30 und 60 km/h. Unsere Route ging zunächst durch das Adventvalley, entlang der alten Förderstrecke für den Kohleabbau, die inzwischen nicht mehr genutzt wird. Da die gesamte Förderstrecke zum norwegischen Kulturerbe erklärt wurde, muss die Anlage nicht abgebaut werden. Inzwischen ist nur noch eine Mine in der Nähe von Longyearbyen im Betrieb, die Mine 7. Die Kohle dort ist wegen des hohen Reinheitsgrades sehr hochwertig. Mit LKWs wird die abgebaute Kohle von der Mine 7 nach Longyearbyen zur weiteren Verladung gefahren. Etwa ein Drittel der Kohle wird für das Kraftwerk in Longyearbyen verwendet. Wegen der besonderen Qualität kann man sagen, dass hier schwarzes Gold verbrannt wird um Strom zu erzeugen.

Unser Ausflug ging weiter in Richtung Eskervalley, vorbei am Operafjellet wo 1996 das schwere Flugzeugunglück passiert ist. Damals ist eine russische Charter Maschine beim Anflug auf Longyearbyen an einem Felsvorsprung zerschellt. Nur 20 Meter höher und das Flugzeug wäre knapp über den Gipfel gekommen. Das Unglück war einer der Gründe, warum die Siedlung Pyramiden von der russischen Bergbaugesellschaft aufgegeben wurde und zur Geisterstadt verkam. Das Unglück, bei dem viele norwegische Bergleute freiwillig als Helfer aktiv waren, festigte aber die Beziehungen zwischen Russen und Norwegern - nur wenige Jahre nach Ende des kalten Krieges.

Nach weiteren Stopps auf dem Weg in Richtung Tempelfjord kamen wir in das Sassenvalley. Ein weites Tal, an dessen Ende man bereits die beeindruckende Steilküste von Tempelfjord sehen kann. Dort kamen wir nach rund 3 Stunden Fahrzeit an. Direkt am Fjord stehen einige alte Jagdhütten, an einer Stelle die als Fredheim bekannt geworden ist. Dort lebte und jagte einer der bekanntesten Trapper Norwegens, Hilmar Nøis, der als König von Sassenvalley bekannt wurde. Hilmar war zweimal verheiratet und lebte mit beiden Ehefrauen viele Jahre in Fredheim. Heiko kannte viele gute Geschichten, die bei einem leckeren Mittag mit Turmat erzählt wurden. Danach ging es abschließend mit dem Schneemobil auf eine kleine Anhöhe, von der aus man den kompletten Fjord überblicken konnte. In der Ferne konnte man den Von Post Gletscher sehen, wo sich letztes Jahr der tödliche Eisbären Unfall geschehen ist.

Eisbären haben wir übrigens auf unserer Tour gar nicht gesehen. Meistens halten sich die Eisbären in der Nähe von Treibeis auf, da hier die Chance zur erfolgreichen Robbenjagd größer ist. Treibeis findet man regelmäßig an der Ostküste von Spitzbergen. Genau dorthin bietet Spitsbergentravel auch eine Schneemobil Tour an. Diese Tour ist allerdings um einiges länger und anstrengender. Die Chance einen Eisbären zu sehen ist jedoch relativ hoch. Nach Aussage von Heiko trifft man in 8 von 10 Fällen auf Eisbären, in sicherer Entfernung versteht sich.

Auch unsere Gruppe war bewaffnet. Das ist Pflicht auf Svalbard. Das Gewehr, welches Heiko dabei hatte, war allerdings im Futteral auf dem Schlitten festgeschnallt. Bei einigen Zwischenstopps, am Rande von kleinen, aufsteigenden Hügeln, bin ich mir aber nicht sicher ob noch Zeit gewesen wäre das Gewehr abzuschnallen, es auszupacken und einen Schuss abzugeben. Wenn ein Eisbär in weniger als 20 Meter Entfernung auf dem Hügel aufgetaucht wäre, hätte ich mich lieber auf die Flucht mit dem Schneemobil entschieden, denke ich.

Nach rund 7 Stunden kamen wir nach einem unvergesslichen Tag um 16 Uhr wieder in Longyearbyen an. Nicht so schön fand ich, dass die Tour knallhart nach Zeitplan durchgezogen wurde. Der Guide fährt immer im hohen Tempo vorne weg. Teilweise ist es schwer bei 60 km/h dran zu bleiben. Einmal ist unser Scooter bei der Fahrt bergauf zur Seite weggerutscht und es war unmöglich von dort die Steigung weiter zu meistern und zur Fahrspur zurückzukehren. Beim Warten auf Heiko, der unser Missgeschick als Vorausfahrer natürlich erst später bemerkt hatte, kippte dann noch ein zweiter Schneescooter seitlich um. Ich denke es wäre sinnvoller, die Touren mit zwei Führern zu begleiten. Dann könnte ein Guide am Anfang und einer am Ende fahren. Alternativ sollte es wenigstens eine Möglichkeit geben, dass man als Teilnehmer dem Führer ein Signal geben kann.

Nicht so schön fand ich außerdem das man in der Tourbeschreibung auf der Webseite etwas übertrieben hatte, und wir über den zugefrorenen Fjord bis an den Von Post Gletscher fahren würden.
We ride up towards the ragged glacier face of the Tuna and Von Post glacier which is frozen in the ice covered sea, and have lunch in Tempelfjorden. 

Vor Tourbeginn wurde uns mitgeteilt, dass der Fjord das ganze Jahr nicht zugefroren sei und wir deshalb nicht bis an den Gletscher fahren können. Ich denke es wäre nett gewesen, dass auch auf der Webseite zu vermerken, immerhin hat die Aussicht einen Gletscher aus der Nähe zu sehen zur Entscheidung für diese Tour beigetragen.

One Response so far.

  1. Anonym says:

    Interessanter Artikel, ich fliege Ende Februar 2014 auch nach Spitzbergen und hätte ein paar Fragen. Wie kann ich Dich anschreiben?? Viele Grüße Matthias -> nordiger at gmx.de

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