Am letzten Wochenende konnte ich ein weiteres Reiseziel von meiner Wunschliste streichen, welches ich schon seit langem besuchen wollte: Spitzbergen. Eine Kollege und ich waren für ein verlängertes Wochenende in Longyearbyen. Von Tromsø aus kann man relativ problemlos nach Svalbard fliegen. SAS ist aktuell die einzige norwegische Fluggesellschaft, die dort hin fliegt. Es gibt einen täglichen Flug von Oslo und Tromsø nach Longyearbyen. Soweit ich weiß, kommt die SAS Maschine aus Oslo und nimmt dann in Tromsø noch weitere Passagiere an Bord. Die Flugzeit beträgt von Oslo 3 Stunden und von Tromsø 1,5 Stunden.

In Deutschland ist die arktische Inselgruppe Svalbard eher unter dem Namen Spitzbergen bekannt. Der korrekte Name ist jedoch Svalbard, da Spitzbergen lediglich eine (die größte) Insel der Gruppe ist. Obwohl es von Svalbard aus noch zirka 1000 km bis zum Nordpol sind, gibt es nördlich von Spitzbergen keine Orte mehr, in denen ganzjährig Menschen leben. Spitzbergen ist sozusagen die letzte Bastion des Menschen vor dem Nordpol. Die größte Stadt auf Spitzbergen, mit knapp 3000 Einwohnern, ist Longyearbyen. Man sollte Longyearbyen aber nicht mit deutschen Städten gleicher Größe vergleichen. Im Grunde genommen ist Longyearbyen nur eine natürlich gewachsene Ansiedlung von Holzhütten, Baracken und ein paar Häusern. In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, wurde die Stadt fast ausschließlich von Bergleuten, Jägern und Seefahrer bewohnt. Erst mit der Eröffnung des modernen Flughafens 1975 „explodierte“ Longyearbyen und lockt seitdem Touristen, Forscher und Familien an. Es gibt eine sehr hohe Fluktuation. Im Schnitt verbringen die Bewohner Longyearbyens nur 5 Jahre in der Stadt. Mit dem Flugverkehr kamen frische Lebensmittel, Zeitungen usw. nach Spitzbergen. Auch heute noch befinden sich viele Häuser in Longyearbyen im Besitz von Firmen, wie etwa dem Bergbau-Unternehmen Store Norske. Die Häuser werden an Angestellte vermietet, beispielsweise an die Bergleute, die in der Sveagrube südlich von Longyearbyen arbeiten. Die Bergleute arbeiten abwechselnd eine Woche in der Miene und haben dann eine Woche frei. Es ist nicht einfach als Privatperson nach Longyearbyen zu kommen und dort eine Wohnung zu mieten.


In der Nähe von Longyearbyen befindet sich der russische Ort Barentsburg, zirka 2 Stunden mit dem Schneemobil entfernt. Hier leben fast ausschließlich Bergleute aus Russland und der Ukraine. Der Monatslohn ist niedrig. Nur etwa 600 Dollar werden bezahlt. Erst seit ein oder zwei Jahren, versucht Barentsburg sich für den Tourismus zu öffnen. Das einzige Hotel im Ort wurde im letzten Jahr komplett renoviert und wurde uns wärmstens empfohlen. Der Zimmerstandard ist jetzt auf dem Niveau des Radisson Blu Hotels, dem besten Hotel in Longyearbyen.

Etwas weiter nördlich und für Touristen unerreichbar liegt Ny Ålesund. Dieser Ort wird nach der Schließung der Mienen nur noch als Forschungskomplex genutzt. Jede Universität der Welt kann hier auf Nachfrage ein Forschungslabor erhalten und betreiben. Zur Zeit komplett unbewohnt, ist die ehemalige russische Siedlung Pyramiden. Mit der Aufgabe der Bergbautätigkeit wurde Pyramiden 1999 zur Geisterstadt, ist allerdings heute ein beliebtes Ausflugsziel mit dem Boot oder dem Schneemobil.

Unser Trip begann am Freitag mit dem SAS Flug SK4414 um 12:20 von Tromsø. Da Svalbard zwar von Norwegen verwaltet wird aber einen Sonderstatus besitzt, muss man als nicht norwegischer Staatsbürger unbedingt einen Reisepass mitbringen. Das Flugzeug fliegt interessanterweise vom internationalen Terminal in Tromsø ab. Reisende aus oder nach Oslo, müssen das Flugzeug zunächst nach der Landung in Tromsø verlassen und zum internationalen bzw. nationalen Terminal wechseln. Bei der Rückkehr nach Tromsø müssen alle Passagiere durch den Zoll. Da Svalbard zollfrei ist, kann man dort preiswert Alkohol und andere Waren kaufen. Es gelten beim Rückflug jedoch die bekannten Zollbestimmungen für die Einreise nach Norwegen, also aufpassen.

Nach zirka 1,5 Stunden Flugzeit ist man in Longyearbyen. Wir hatten Glück mit dem Wetter und kaum Wolken am Himmel. Bei Anflug auf Spitzbergen kann man bereits Barentsburg sehen. Der Flughafen ist in paar Kilometer außerhalb von Longyearbyen, so dass man mit Bus oder Taxi fahren muss. Busse stehen nach Ankunft des einzigen Flugzeugs des Tages ausreichend bereit. Die 15 minütige Busfahrt kostet 50 NOK pro Person und muss in bar bezahlt werden. Im Flughafengebäude gibt es Geldautomaten, an denen man Bargeld abheben kann. Der Bus fährt alle Hotels in Longyearbyen an. Direkt im Zentrum liegen das Radisson Blu, das Rica Hotel, Basecamp und das Svalbard Hotel. Ich kann das Svalbard Hotel weiterempfehlen, auch wenn es nicht ganz preiswert ist (Ausstieg ist am Basecamp). Die Zimmer sind sehr modern, komplett aus rustikalem Holz gebaut und mit LCD Fernseher und gefliestem Bad ausgestattet. Die beste Zeit, um im Winter nach Longyearbyen zu kommen, ist für mich Anfang Mai. Eigentlich ist April Hochsaison, wenn es noch ordentlich kalt ist und die Sonne wieder zurück ist. Allerdings kostet das Doppelzimmer dann rund 2500 NOK pro Nacht - unbezahlbar. Anfang Mai fällt der Preis dann wieder. Wir haben 1290 NOK pro Nacht im Einzelzimmer bezahlt.

Wer nicht unbedingt im Hotel wohnen muss, kann sich auch im Guesthouse einmieten. Das Guesthouse liegt etwas oberhalb von Longyearbyen, im Ortsteil Nybyen. Dieser Ortsteil wurde nach dem 2.Weltkrieg für Bergleute errichtet, nachdem die Deutschen Longyearbyen zerstört hatten. Nybyen ist leider etwas außerhalb vom Zentrum. Wenn ihr abends in den Pub gehen wollt, müsst ihr einen Fußmarsch von 1-2 km einrechnen. Das Guesthouse wird hauptsächlich von jungen Leuten und Studenten bewohnt und ist deutlich preiswerter.

Einkaufen kann man in Longyearbyen im nördlichsten Coop Supermarkt der Welt. Auch wenn auf Svalbard Steuerfreiheit herrscht, sind Lebensmittel und Getränke etwas teurer als auf dem norwegischen Festland. Alle Waren müssen eingeflogen werden, das kostet. Auf der anderen Seite verdient man auf Svalbard etwas besser. Zirka 35% mehr als in vergleichbaren Anstellungen in Norwegen. Preiswert sind dagegen Bier und Alkohol, die man im Nordpolet (eine Anspielung auf die staatliche Alkoholkette Vinmonopolet) kaufen kann. Allerdings muss man im Nordpolet sein Flugticket oder einen Boarding Nachweis mitbringen, da hier nicht jeder einkaufen darf. Piloten und sonstige Angestellte von SAS dürfen beispielsweise nichts kaufen.

Im Zentrum von Longyearbyen gibt es außerdem genug Möglichkeiten um Essen und Trinken zu gehen. Svalbar ist eine Sportsbar wo Hamburger, Steaks und andere Gerichte serviert werden. Fussball und Eishockey werden live auf Leinwand gezeigt. Wer einen echten Pub sucht, geht ins Karlsberger. Das ist direkt gegenüber vom Coop Supermarkt. Da es hier keine Fenster gibt, kommt hier auch bei Mitternachtssonne um 1 Uhr Nachts noch echtes Pub-Feeling auf. Das Karlsberger wird hauptsächlich von den Einheimischen besucht, z.B. von Bergleuten. Etwas mehr auf Touristen ausgelegt ist das Kroa - ein rustikales Restaurant direkt neben dem Basecamp Hotel. Auch im Radisson Blu gibt es einen Pub, den wir allerdings nicht besucht haben.

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