Ende diesen Monats bin ich seit 8 Monaten in Norwegen. Eine Sache, die ich für mich festgestellt habe, ist das man hier oft Probleme mit irgendwelchen Firmen hat. Termine werden einfach nicht eingehalten, Lieferungen kommen nicht zum vereinbarten Zeitpunkt oder man wird einfach vom Kundenservice verarscht. Ich bin mir nicht sicher, ob das überall so in Norwegen ist oder einfach daran liegt, dass wir in Nord-Norwegen leben. Gestern habe ich mich jedenfalls wieder tierisch über einen norwegischen Stromanbieter aufgeregt. Doch von vorne.

Bei uns in Tromsø funktioniert das mit dem Strom so ähnlich wie in Deutschland (seit dem der Energiemarkt vor einigen Jahren liberalisiert wurde). Die Stromleitungen gehören einem Anbieter, dem man zur Nutzung einen monatlichen Betrag bezahlen muss. Unabhängig davon kann man sich einen Stromanbieter suchen, an den man dann den monatlichen Strompreis nach Verbrauch bezahlt. Das hat für Kunden leider den Nachteil, dass man sich mit zwei Firmen rumschlagen muss. In Schweden war das besser geregelt. Dort hatten wir es mit einem Stromanbieter zu tun. Okay das war Vattenfall, denen auch die Leitungen gehören, aber es war super einfach für uns. In Schweden wurde der Stromverbrauch elektronisch an den Anbieter übermittelt. Jeden zweiten Monat gab es eine exakte Abrechnung und wir haben genau das bezahlt, was wir wirklich verbraucht haben. Hier in Norwegen bekomme ich am letzten Tag des Monats eine Erinnerung per SMS, dass ich meinen Zählerstand ablesen und per SMS einschicken soll. Man hat dafür aber nur einen Tag Zeit. Blöd wenn man gerade verreist ist, dann wird man nämlich geschätzt. Hat man zwei verschiedene Anbieter, einen Netzinhaber und einen Stromanbieter, muss man zwei SMS schicken.

Jedenfalls hatte ich mich am 11. Mai 2011 beim Stromanbieter Telinet Energi angemeldet und meinen Zählerstand auf deren Webseite eingegeben. Normalerweise kontaktiert der neue Stromlieferant des Kunden der wechseln will dann den Netzinhaber und sagt diesem Bescheid, dass der Kunde gewechselt hat. Ich hörte eine Weile nichts und wunderte mich nach einem Monat, dass ich immer noch vom alten Stromlieferanten abgerechnet wurde. Nach einer Anfrage via Email wurde mit mitgeteilt, dass die eingegebene Zählernummer (die ich am Zähler abgelesen hatte) nicht korrekt war. Man muss die „interne“ Zählernummer des Netzinhabers angeben, die man natürlich nur beim Netzinhaber selbst erfragen kann. Ich rief beim Netzinhaber (Troms Kraft Nett AS) an und bekam die korrekte Zählernummer. Hier stellt sich die Frage, warum Telinet Energi sich nicht bei mir gemeldet hat, nachdem klar war das die Zählernummer nicht stimmte, aber gut. Ich gab die Daten erneut ein und war guter Dinge.

Am 2. Juli 2011 bekam ich überraschenderweise einen Brief von Troms Kraft Nett AS das ich keinen Stromlieferanten gewählt habe und sie damit gesetzlich verpflichtet sind, mich Ende Juli in einen Vertrag zu stecken der sich „Netteiers Levereringsplikt“ (Pflicht des Netzanbieters zur Lieferung von Strom) zu stecken. Mir wurde mitgeteilt, dass diese Art von Vertrag für Kunden sehr ungünstig ist und ich mir einen Stromlieferanten suchen soll. Ich schrieb erneut eine Email an Telinet Energi und fragte nach was da passiert sei, da sie mir doch eigentlich Anfang Juni bestätigt hatten das ich jetzt Kunde bin. Sie schrieben zurück das die Anfrage zum Wechsel erneut abgewiesen wurde, da die Zählerinformationen erneut falsch waren. Warum zum Henker melden die sich dann nicht bei mir?? Ich gab alles erneut ein. Antwort: wir benötigen eine Ablesung, die nicht älter als 5 Tage ist. Okay, hier neue Ablesung - viel Spaß damit. Ich schrieb in perfektem Norwegisch, dass sie mich unbedingt anrufen sollen falls es wieder Probleme gibt!

Am 14. Juli bekam ich als Antwort, dass mein Zählerstand nun registriert sei - cool. Ich wurde stutzig als ich weiterhin nur Erinnerungs-SMS von Troms Kraft Nett AS zum Ablesen des Zählers bekam, aber keine von Telinet Energi. Auf Nachfrage bei Troms Kraft wurde mir dann mitgeteilt, dass die Wechselanfrage erneut abgewiesen wurde, da das Datum auf dem Antragsformular, welches Telinet Energi eingeschickt hatte, falsch sei. Gleichzeitig bekam ich im August meine erste Rechnung - natürlich im Vertrag „Netteiers Levereringsplikt“. Die Kilowattstunde war viel teurer und man bezahlt eine Einmalgebühr an den Netzinhaber. Ich war echt sauer, schrieb eine unfreundliche Email an Telinet Energi und meldete mich bei Gudbrandsdal Energi als Stromlieferant an. Bei Gudbrandsdal ging auch alles reibungslos. Sie registrierten mich bei Troms Kraft Nett AS und mein Vertrag mit Gudbrandsdal Energi begann am 19. September 2011.

Gestern kam der Hammer mit der Post. Ich erhielt eine „Abschlussrechnung“ von Telinet Energi. Auf wundersame Art und Weise war ich auf einmal am 6. September 2011 Kunde geworden. Ganze 2 Wochen, da mein neuer Vertrag mit Gudbrandsdal ja am 19. September 2011 anfing. Neben 7 Euro für verbrauchten Strom soll ich 45 Euro einmalige Jahresgebühr bezahlen. Bei soviel Dreistigkeit klappt mir echt die Kinnlade runter. Am 11. Mai hatte ich mich bei denen angemeldet. Zufällig soll es 2 Wochen vor meinem Anbieterwechsel Kunde bei den geworden sein, wahrscheinlich um doch noch die Jahresgebühr zu kassieren. Jedoch wurde ich vorher nie vom Telinet Kundenservice kontaktiert, wenn es ein Problem gab.

Naja ich habe erstmal einen Brief hingeschrieben und mich zusätzlich mit dem Forbrukerrådet (Verbraucherschutz) in Verbindung gesetzt. Von denen kam nach 2 Tagen eine Antwort per Email. Mir wurde die Elklagenemnda ans Herz gelegt. Das ist eine Institution, die sich ausschließlich um Konflikte zwischen Stromlieferanten oder Netzbetreibern und Endverbrauchern kümmert. Man soll die Elklagenemnda jedoch erst einschalten, nachdem man selbst versucht hat das Problem aus der Welt zu schaffen. Schauen wir mal wie es weitergeht.


Ein Vorteil wenn man in Norwegen lebt - man ist nicht weit von der schwedischen oder finnischen Grenze entfernt. Ich muss schon sagen, dass einige Sachen in Norwegen echt übel teuer sind. Das wird auch von den hohen Gehältern nicht aufgewogen finde ich. Ich verdiene hier zirka 25% mehr als in Schweden. Schon bei der Miete zahlen wir aber mehr als doppelt so viel als in Schweden (12.000 NOK). Lebensmittel, Benzin etc. sind natürlich auch teurer. Aber ich will nicht jammern, da wir natürlich freiwillig nach Norwegen gegangen sind. Man sollte bloß nicht glauben, dass man am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche hat.

Zurück zum Thema. Die finnische Grenze ist zirka 150 km oder 2,5 Stunden von Tromsø entfernt. Direkt hinter der Grenze gibt es einen kleinen Grenzort der Kilpisjärvi heißt. In Kilpis lebt man hauptsächlich vom Tourismus und natürlich von den norwegischen Einkäufern. Es gibt einen kleinen Supermarkt, einen Sport- und Angelladen, eine Tankstelle, ein Restaurant, Holzhütten zum Mieten, Helikopter-Rundflüge, Angelmöglichkeiten und natürlich viele Rentiere. Wir haben es uns zur Angewohnheit gemacht, aller 2 Monate nach Kilpisjärvi zu fahren und dort einen größeren Einkauf zu machen. Wir kaufen dort unter anderem Haushaltwaren, also Spülmittel, Geschirrspültabs, Seife, Waschmittel usw. Dann noch Zigaretten, lang haltbare Lebensmittel wie Müsli, Schokolade, Erdnussbutter, Ketchup etc. Natürlich tanken wir auch. Hochprozentigen Alkohol gibt es in Kilpisjärvi nicht zu kaufen, da es in Finnland genau wie in Schweden und Norwegen ein staatliches Monopol auf Alkoholverkauf gibt. Der nächste Alko (die finnische Version vom Systembolaget oder Vinmonopolet) ist weitere 130 km hinter der Grenze in Enontekiö. Alleine beim Kauf von Bier, Zigaretten und Benzin spart man ordentlich. Zum Vergleich. Die Stange Marlboro Gold kostet in Finnland 50 Euro in Norwegen 110 Euro. Eine Dose finnisches Bier (III-OLUT) 0,33l kostet 0,83 Euro. In Norwegen kostet eine Dose Carlsberg 0,33l ungefähr 2,60 Euro. Ein Liter Diesel kostet in Finnland 1,39 Euro, in Norwegen 1,77 Euro. Es ist also nicht wirklich schwer mehrere hundert Euro zu sparen. 

Dabei darf man nicht vergessen, dass der K-Market in Kilpisjärvi sicherlich nicht der billigste Laden in Finnland ist. Ich kann mir vorstellen, dass es in Supermärkten in Helsinki, Turku oder Oulu noch preiswerter ist. Kurioserweise stammt die Mehrzahl der im K-Market verkauften Waren von der Firma Pírkka. Die scheinen wirklich alles herzustellen, Bier, Schokolade, Duschgel, Ketchup.

Bisher wurden wir an der Grenze auch noch nie kontrolliert. Auf norwegischer Seite gibt es gar keine Zollstation. Auf der finnischen Seite kommt zirka einen Kilometer hinter der Staatsgrenze eine Zollstation. Es kann natürlich sein, dass sich Norweger und Finnen den Job teilen. Normalerweise müsste es den Finnen ja egal sein, wie viel Alkohol und Tabak man zollfrei ausführt. Den Norwegern hingegen nicht.

Wirklich schön ist außerdem die Fahrt von Tromsø nach Kilpisjärvi. Man fährt direkt an den Lyngen Alpen vorbei. Die Straße schlängelt sich an Schluchten und Bergen vorbei nach Finnland, wo es auf einmal sehr flach wird. Hinter der Grenze müsst ihr tierisch aufpassen, da es wirklich sehr viele Rentiere gibt, die eine Straße nicht wirklich als Hindernis ansehen.