Vor ein paar Tagen hatten wir Weihnachtfeier von der Firma aus. In Norwegen gibt es genau wie in Schweden die Tradition des Julbord. Darunter versteht man ein feierliches Abendessen mit Freunden oder Familie in der Vorweihnachtszeit mit typisch schwedischen oder eben norwegischen Gerichten. Genau so etwas hatten wir für unser Büro am 2. Dezember geplant und kurzerhand die gesamte Abboteke Bar gebucht. Diese Bar ist ein kleiner Geheimtipp in Tromsø, da sie von der Straße aus nicht sehr gut zu finden ist. Es gibt dort super Cocktails und alle anderen alkoholischen Getränke zu erwartet hohen norwegischen Preisen. Die Einrichtung ist dem Namen entsprechend typisch apothekarisch. Vor dem Julbord am Abend gab es allerdings noch eine andere Aktivität.

Als ich das letzte Mal mit Freunden in Deutschland war, haben den Climb Up! Kletterwald in Henningsdorf besucht und viel Spaß gehabt. Das war im Juni 2011. Zurück in Tromsø, hatte ich meinem Chef gegenüber dummerweise den Vorschlag gemacht, doch mal mit dem Team hier in Tromsø in einen Kletterpark zu gehen. In der Nähe vom Scandic Hotel, da wo Nadine arbeitet, gibt es einen kleinen „Kletterwald“, der von einer lokalen Event-Agentur genutzt wird. Naja eigentlich handelt es sich lediglich um vier zirka 10 Meter hohe Holzpfosten zwischen denen verschiedene Kletter-Elemente gespannt sind. Also wirklich weit davon entfernt, was die Kletterwälder in der Berliner Gegend bieten. Wie bereits gesagt, kam der Vorschlag von mir dort hin zu gehen im Juni - also im Sommer. Irgendwie muss mein Boss da was verwechselt haben, denn er holte die Idee zur Weihnachtsfeier wieder raus. Vor dem Julbord ging es also wirklich noch zum Klettern! Bei Temperaturen um die Null Grad, Nieselregen und ewiger Dunkelheit gibt es wirklich bessere Sachen. Aber gut, immerhin konnten sich alle dahinter verstecken, dass der Vorschlag von mir stammte.

Ich erinnere mich noch daran wie stolz die Einweiser im Kletterwald in Henningsdorf ihr neues Sicherungssystem mit 2 Karabinern vorgestellt haben. Jeder Kletterer bekommt ein Klettergeschirr umgeschnallt an dem sich zwei Seile mit Karabinern befinden. Zwischen allen Bäumen im Climb Up! Kletterwald gibt eine Sicherungsseil aus Stahl. Das ganze System ist so ausgelegt, dass man zu jeder Zeit mit einem Karabiner gesichert ist. Es ist technisch gar nicht möglich beide Karabiner gleichzeitig zu öffnen, außer man steht auf dem Boden. In Norwegen gibt es nicht so ausgefeilte Sicherungssysteme. Am Klettergeschirr befindet sich lediglich eine Schlaufe durch die ein Halteseil gezogen wird. Das Halteseil geht dann nach oben über den Kletterer weg und ist über ein Stahlseil gelegt, welches auf oberster Höhe zwischen den angesprochenen 4 Holzpfosten gespannt ist. Die einzige Sicherung die man hat, ist ein Mitarbeiter der am Boden steht und dieses Seil festhält. Wirklich nicht sehr vertrauenerweckend muss ich sagen. Was ist, wenn sich der Mitarbeiter ablenken lässt? Ich selbst bin nur ein einziges Element geklettert. Es machte wegen des miesen Wetters und den schlechten Sicherheitsvorkehrungen nicht besonders viel Spaß.

Nach dem Klettern wurden noch einige Team-Building Spiele gespielt und sich am Ende in einer runden Holzhütte versammelt. Dort brannte in der Mitte ein Lagerfeuer und es gab Flatbrød (ganz dünnes hartes Brot) mit Schinken, Zwiebel und Rømme (ähnlich saure Sahne) zu Essen. Ein leckerer Snack aus der Zeit der Wikinger. Abends trafen sich dann alle wie verabredet zum Julbord.

An dieser Stelle ist es mir noch einmal wichtig auf den Dresscode hinzuweisen. Wenn ihr zu einem Julbord eingeladen seit, legt Euch auf jeden Fall in Schale. Alle Norweger in unserem Team kamen in Anzug oder Abendkleid. Ich kannte das zum Glück ja schon und hatte selbst einen Anzug an. Andere hatten nicht so viel Glück. Ein Kollege aus Frankreich, der erst vor einem Monat bei uns angefangen hat, kam in Jeans und Hoodie und fühlte sich den ganzen Abend sichtlich under-dressed. Zu Essen gab es typisch norwegisches Weihnachtsessen. Dazu gehört auf jeden Fall Pinnekjøtt vom Lamm. Übersetzen kann man das mit Spießfleisch. Der Name kommt daher, dass das Fleisch irgendwie an einem Spieß eine Weile abgehangen wird. Kenne die Details leider auch nicht genau. Auf der norwegischen Speisekarte dürfen natürlich auch Rippe und Julekorv (eine Wurstsorte die es nur an Weihnachten zu kaufen gibt) nicht fehlen. Dazu gibt es in der Regel Rotkohl und Kartoffelbrei. Als Nachtisch gerne Karamellpudding. Vom Rest des Abends weiß ich leider wegen der offenen Bar nicht mehr besonders viel. Alles in allem muss ich sagen, dass mir die Weihnachtsfeier der Norweger gut gefallen hat. Persönlicher Rahmen mit 20 Leuten, bei familiärer Atmosphäre und gratis Cocktails. God Jul!

3 Responses so far.

  1. Pinnekjøtt ist kein "Spiessfleisch". Der Name kommt daher, weil das Fleisch auf "Bjørkepinner" (= seinerzeit entrindete Birkenaeste; heute fertig zu kaufende Holzstuecke) im Topf langsam gedaempft wird. Mit dem Abhaengen hat das Ganze nix zu tun. Und die Abboteke Bar ist wirklich keine Geheimtip. Die gibt es schon seit gut 25 Jahren und die kennt hier jedes Kind...

  2. Anonym says:

    Danke für die Klarstellung Constantin :) Geheimtip eher für Touristen und Zugezogene, nicht für Einheimische.

  3. Sascha says:

    Was ich mich frage: Du schreibst Du kanntest das "in Schale schmeissen" ja schon - heißt das, in Schweden ist das genauso gewesen?

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