Letzte Woche waren ja bekanntlich Kommunalwahlen in Norwegen. Überraschenderweise kommt es zu einem Regierungswechsel in Tromsø. Die sozialdemokratische Arbeiderpartiet, die meines Wissens nach die letzten 12 Jahre in Tromsø das Sagen hatte, wird abgelöst. In den nächsten vier Jahren wird ein Bündnis von drei Parteien die Stadt regieren. Høyre, die konservativ, liberale Partei, hat 36% der Stimmen geholt. Das sind unglaubliche 25% mehr als 2007. Selten war der Begriff Erdrutschsieg passender als hier. Mir ist bis jetzt noch nicht ganz klar, was die Wähler so verprellt hat, dass sie von der Arbeiderpartiet in Tromsø abgerückt sind und Høyre gewählt haben.

Wenn eine Partei um 25 Prozent zulegt, dann bleibt natürlich für die anderen nicht mehr besonders viel übrig. Auch die anderen beiden Bündnisparteien verlieren Wähler. Die rechts konservative Fremskrittspartiet verliert im ganzen Land und auch in Tromsø deutlich und landet bei rund 11 Prozent. Auch die Venstre Partei wird weniger gewählt als 2007. Diese Partei macht nach eigener Aussage eine sozialliberale Politik. Mir ist schleierhaft wie Venstre und Fremskrittspartiet ein Regierungsbündnis eingehen können. Man kann sich das ungefähr so vorstellen, als ob es in Deutschland ein Regierungsbündnis zwischen CDU, den Republikanern und der Linkspartei geben würde. Sehr merkwürdig. Allerdings glaube ich nicht, dass die Wahl einen sehr großen Einfluss auf unser Leben in Tromsø haben wird. Eine wirklich beeinflussende Wahl gibt es erst wieder 2013 wenn die Regierung gewählt wird.

Wie bereits angeschnitten, wurden die Kommunalwahlen an einem Montag durchgeführt. Ich habe bis jetzt keine Ahnung warum und welchen Vorteil das haben soll. Jedenfalls hatte das deutliche Auswirkungen auf das öffentliche Leben. Alle Kindergärten in Tromsø waren geschlossen, so dass einige meiner Kollegen zuhause bleiben mussten. Da es am Wahltag kein Problem für mich war, auf dem sonst überfüllten Parkplatz an unserem Büro einen Parkplatz zu finden, denke ich das es vielen anderen Eltern ähnlich ergangen ist. An diesem Montag waren auch viele anderen staatliche Einrichtungen geschlossen, zum Beispiel die staatliche Ladenkette für Alkoholverkauf. Auch in Supermärkten durfte an diesem Tag kein Bier verkauft werden. Kein Alkoholverkauf - ich glaube das wäre ein Grund dafür, warum eine Wahl am Montag in Deutschland nicht funktionieren würde. Nimmt man alles zusammen, ein Tag keine Einnahmen durch Alkoholverkauf und gefühlt 10% weniger Leute die zur Arbeit erscheinen, ist das schon ein recht hoher Preis dafür eine Kommunalwahl am Montag zu haben. Auf der anderen Seite ist die Wahlbeteiligung mit über 61% schon deutlich besser als bei Kommunalwahlen in Deutschland.

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